Sand ins Hirn
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Sand ins Hirn
Episode 3 | Dunning-Kruger-Effekt
Habt ihr schon mal von dem Typen gehört, der dachte, Zitronensaft macht ihn für Überwachungskameras unsichtbar? Genau diese verrückte Geschichte habe ich heute für euch. Wir tauchen tief in die Welt der Psychologie ein und schauen uns an, warum dieser Mann so überzeugt von seiner unsichtbaren Tarnkappe war. Dabei stoßen wir auf den sogenannten Dunning-Kruger-Effekt – ein Phänomen, das uns alle betrifft. Ich erkläre euch, wie dieser Effekt funktioniert und warum wir oft denken, viel schlauer zu sein als wir eigentlich sind. Lasst uns gemeinsam die Wissenschaft hinter der Selbstüberschätzung beleuchten.
Quellen:
Bankingclub.de
nationalgeographic.de
geo.de
spektrum.de
theconversation.com
utopia.de
und natürlich Wikipedia ;)
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Es ist 1995. Smartphones sind noch lange nicht in Sicht. Es wird noch etwa fünf Jahre dauern, bis sich die Menschheit kollektiv Sorgen wegen eines Millennium Bugs macht, der vielleicht oder vielleicht auch nicht die ganze Welt lahmlegt. Der aus Pittsburgh stammende MacArthur Wheeler steht heute besonders früh auf. Er hat einen Plan. Er wird zwei Banken in seiner Heimatstadt ausrauben. Hierfür ist er bestens gewappnet. Schließlich hat er sich mit Zitronensaft eingerieben, damit ihn die Überwachungskameras der Fidelity Savings und der Melon Bank nicht aufzeichnen können. Der Zitronensaft brennt in seinen Augen. Er kann kaum etwas sehen. Doch er zieht trotzdem seinen Plan durch. Er überfällt beide Banken und lächelt siegessicher in die Überwachungskameras. Knapp 1 Stunde später wird er verhaftet. Sand ins Hirn der Podcast um leeren Platz in deinem Kopf zu füllen. Triviales Wissen präsentiert von David und damit herzlich willkommen zu einer neuen Episode von Sand ins Hirn Zweitausendein. Heute möchte ich euch vom Dunning kruger Effekt erzählen, an dessen Erforschung der oben genannte unsichtbare Bankräuber nicht ganz unbeteiligt war. Aber zuerst erzähle ich euch noch, wie es zu seiner Verhaftung kam. Die Aufnahmen der Überwachungskameras wurden nämlich in den lokalen 11 Uhr Nachrichten ausgestrahlt. Da hat es natürlich nicht lange gedauert, bis MacArthur festgenommen wurde. Bei seiner Festnahme hat er natürlich erst einmal alles abgestritten. Als ihm dann auf der Polizeiwache die Aufnahmen der Kameras gezeigt wurden, konnte er es nicht fassen. Er soll noch gesagt haben, ich habe doch den Saft aufgetragen. Er war ernsthaft davon überzeugt, dass ihn der Saft für die Kameras unsichtbar gemacht hat. Diese Überzeugung hat er im Rahmen von Selbstexperimenten erlangt. Er hat sich nämlich mit Zitronensaft eingerieben und sich mit einer Sofortbildkamera fotografiert. Auf den entstandenen Bildern war er laut eigener Aussage nicht zu sehen. Später kam er jedoch selbst zu der Erkenntnis, dass er wohl eher die Wand neben sich fotografiert hat, statt sich selbst zu fotografieren. Naja, jedenfalls verurteilte ihn das Gericht zu 24 Jahren Haft. Aber wie schlagen wir jetzt die Brücke zu unserem heutigen Thema? Eigentlich ist das ganz einfach, denn der skurrile Fall hat damals viel Aufsehen in der Bevölkerung erregt. Nicht zuletzt auch bei dem Psychologieprofessor der Universität Cornell im Bundesstaat New York, David Dunning und dem Studenten Justin Kruger. Die beiden untersuchten den Vorfall, was den Beginn der Forschung an dem später nach ihnen benannten Effekt markierte. Über mehrere Jahre hinweg haben sie verschiedene Studien durchgeführt, in denen sie beispielsweise das Erfassen von Texten, Schachspielen oder das Autofahrverhalten von Proband innen untersucht haben. Hierbei stellten sie grundsätzlich fest, dass Unwissenheit häufig zu mehr Selbstvertrauen führt. Vier Jahre später, also im Jahr 1999, beschrieben die beiden Psychologen dann erstmals diesen Effekt und kamen in weiteren Experimenten zu dem Ergebnis, dass weniger kompetente Menschen dazu neigen, ihre eigenen Fähigkeiten zu überschätzen, überlegene Fähigkeiten anderer nicht zu erkennen und dabei das Ausmaß der eigenen Inkompetenz nicht einschätzen zu können. Um zu diesem Ergebnis zu kommen, haben Dunning und Kruger Student innen unter anderem Logik und Grammatiktests machen lassen. Im Anschluss sollten diese dann eine Selbsteinschätzung abgeben, wie gut sie im Vergleich zu anderen abgeschnitten haben. Im Ergebnis waren ausgerechnet diejenigen mit den schlechtesten Ergebnissen der Meinung, am besten abgeschnitten zu haben. Auch nachdem sie die Testergebnisse der besseren einsehen durften, waren sie immer noch von ihrer vermeintlichen Überlegenheit überzeugt. Jetzt ist die Frage, wie relevant ist denn dieser Effekt für unseren Alltag? Begegnet er uns irgendwo in unserem Alltag? National Geographic schreibt in der Quelle, die ich euch unten verlinkt habe, z.B. dass Berufsanfänger sich häufig überschätzen. Dunning und Mitautorin Carmen Sanchez nennen das in einer späteren Untersuchung Anfängerblase der Selbstüberschätzung. Demnach reicht bereits ein bisschen Erfahrung auf einem Gebiet aus und das Ego übersteigt die eigene Leistung. Lernt man was Neues, steht also am Anfang eines Lernprozesses, weiß man in der Regel, dass man noch einiges zu lernen hat und ist erst einmal vor Selbstüberschätzung geschützt. Hat man allerdings erst einmal das nötige Halbwissen und etwas Erfahrung gesammelt, ist man plötzlich sehr anfällig für den Dunning kruger Effekt. Es gibt aber auch offenbar kulturelle Unterschiede. Die meiste Forschung wurde nämlich mit nordamerikanischen Proband innen durchgeführt. Eine japanische Studie aus dem Jahr 2001 kam zu dem Ergebnis, dass sich die Menschen dort eher unterschätzen, bei Misserfolgen dazulernen wollen, um sich zu verbessern und wertvoller in der eigenen sozialen Gruppe zu werden. So, und wenn ich jetzt im Sinne des Stunning Kruger Effekts glaube, kompetenter zu sein als andere, bin ich es dann nicht? Wenn ich aber andersherum meine eigene Inkompetenz anerkenne und glaube, weniger gut zu sein als andere, bin ich dann besser als andere? Das klingt schon irgendwie paradox, ne? Also wenn man sich dessen bewusst ist, dass man inkompetent ist, ist man kompetent und andersrum halt nicht. Oder steckt da vielleicht noch mehr dahinter? Und dieser Effekt existiert gar nicht. Tatsächlich findet dieser Effekt weniger Beachtung in der Wissenschaft, sondern eher in den Medien. Im Jahr 2000 haben Dunning und Krueger den satirischen ig Nobelpreis für ihre Arbeit bekommen, wobei die Buchstaben IG für das englische Wort ignoble stehen, was übersetzt etwa unedel oder unehrenhaft bedeutet. Bedingung für die Nominierung die Forschungen müssen erst zum Lachen animieren und dann fürs Nachdenken sorgen. Neuere Forschung zu diesem Thema legt allerdings nahe, dass es ihn zumindest nicht in der von Dunning und Kruger propagierten ausgeprägten Form gibt. Vielmehr zeigen aktuelle Ergebnisse, dass in der Arbeit der beiden Forscher sogenannte statistische Artefakte nicht hinreichend bei der Auswertung der Ergebnisse berücksichtigt wurden. Definiert sind solche Artefakte als Fehler, die z.B. durch die Schätzung von Parametern aus Werten von nicht repräsentativen Stichproben, durch die Anwendung falscher Methoden oder durch die falsche Anwendung von Methoden entstehen. Kurz gesagt sind es einfach Fehler, die bei solchen Studien passieren können. Um nachzuweisen, dass es sich bei dem Dunning kruger Effekt grundsätzlich um ein solches Artefakt handelt, haben Forschende nachgewiesen, dass der Effekt auch mit zufällig generierten Daten erzeugt werden kann. Eine weitere Studie konnte nachweisen, dass beinahe 80% der weniger kompetenten Teilnehmenden ihre Fähigkeiten tatsächlich gut einschätzen konnten. Sie führten weiter aus, dass der einzige Effekt, den Dunning und Kruger mit ihrem Experiment zeigen konnten, der ist, dass die meisten Menschen sich für besser halten als der Durchschnitt. So, und damit sind wir auch am Ende der heutigen Episode angekommen. Es ist doch immer wieder interessant zu sehen, was auf den verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten über die Zeit passiert. Was zum Zeitpunkt x noch als Gewissheit gilt, kann zum Zeitpunkt y schon wieder durch neue Forschung widerlegt bzw. Neu eingeordnet werden. Natürlich bleibt von der ursprünglichen Annahme meistens noch was in den Köpfen hängen, weil die neuen Ergebnisse nicht alle erreichen. So bleiben dann solche Missverständnisse teilweise ewig haften. Ihr habt doch bestimmt schon mal davon gehört, dass man im Schlaf so und so viele Spinnen isst. Gefühlt wurde das ja jedem Kind erzählt. Die Sache ist nur eine Spinne wird ja nicht freiwillig in den feuchten Kauapparat eines Menschen krabbeln. Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine bewusste Falschmeldung, die Anfang der er Jahre in die Welt gesetzt wurde, um zu schauen, wie leichtgläubig Menschen im Internet sind und wie schnell sich Falschinformationen verbreiten. Ich habe euch dazu mal einen Artikel von Utopia de verlinkt. Zum Abschluss lasst mich wissen, welche Themen euch interessieren. Vielleicht mache ich ja mal was dazu. Und wie immer teilt diese Folge mit allen, die ihr kennt. Bewertet meinen Podcast, wo ihr könnt und bleibt neugierig.