Sand ins Hirn
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Sand ins Hirn
Episode 4 | False Balance
Warum wird der Klimawandel oft so kontrovers diskutiert? Wir untersuchen das Phänomen der "falschen Ausgewogenheit" am Beispiel der Klimaberichterstattung und erklären, warum es wichtig ist, wissenschaftliche Fakten ernst zu nehmen.
Quellen:
Instagram-Post mit Frau Dr. Melanie Amann
Markus Lanz Sendung vom 25.05.2023
reputativ.com
netzwelt.de
sciencedirect.com
dergoldenealuhut.de
und natürlich Wikipedia ;)
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Peter schaltet seinen Kaffee Vollautomaten ein, um sich die dritte Tasse an diesem Nachmittag zu gönnen. Er hat vor Aufregung nicht schlafen können und muss heute unbedingt wach sein. Schließlich ist er zu einer echten Talkshow im Fernsehen eingeladen. Er kann es noch gar nicht richtig fassen. Die Redaktion der Sendung ist tatsächlich an seiner Meinung interessiert. Wow, wie konnte er es nur so weit bringen? Klar hat er über Social Media bereits einiges an Bekanntheit erlangt, aber eine Talkshow ist nochmal ein ganz anderes Kaliber. Er denkt noch einmal kurz darüber nach, ob er die verbleibenden Stunden bisher in die Maske muss dafür nutzen soll, sich nochmal intensiv in das Thema einzulesen. Der Gedanke der Frank ist jedoch schnell verworfen, schließlich soll er in der Show ja seine Meinung und nicht die Meinung anderer vertreten. Er schnappt sich seinen Kaffee und versucht den restlichen Nachmittag zu entspannen. Sand ins Hirn der Podcast, um leeren Platz in deinem Kopf zu füllen. Triviales Wissen, präsentiert von David. Und damit herzlich willkommen zu einer neuen Episode von Sand ins Hirn. Schön, dass ihr wieder eingeschaltet habt. Diesmal ist es ein bisschen die Corona Version. Vielleicht hört ihr, dass ich mich noch ein bisschen verschnupft anhöre, weil ich bin jetzt gerade erst wieder negativ und musste die Aufnahme dieser Sendung ein bisschen verzögern, aber sie kommt trotzdem zum geplanten Zeitpunkt raus. Naja, nachdem zum Start schon drei Folgen online waren, ist das hier auch die erste Folge, die in dem geplanten Wochenturnus erscheint. Diesen besonderen Augenblick möchte ich heute einfach mal dafür nutzen, gemeinsam mit euch dem Phänomen False Balance auf dem Grund zu gehen. Zunächst einmal kann man das ins Deutsche in etwa als falsche Ausgewogenheit übersetzen. Denjenigen von euch, die das noch nie gehört haben, fehlt an dieser Stelle vielleicht ein bisschen Kontext, um einzuordnen, um was es sich hier überhaupt handelt. Nun ja, vor allem in den Medien, wissenschaftlichen Diskursen und nicht zuletzt politischen Fragen taucht dieses Phänomen auf. Grundsätzlich werden hierbei wissenschaftliche Fakten und und Meinungen gleich stark gewichtet. Also jemandem, der eine Meinung zu einem Thema hat, wird genauso viel Relevanz zugesprochen, wie jemandem, der das Thema über Jahre oder Jahrzehnte hinweg studiert und vielleicht zu dem Thema sogar wissenschaftliche Texte veröffentlicht hat. Passiert so was in einer eingangs erwähnten Talkshow, könnte es doch sein, dass das die öffentliche Wahrnehmung bzw. Meinung beeinflusst. Es handelt sich also um eine Form der medialen Verzerrung. Teilweise werden hierbei also wissenschaftlich vollkommen haltlose Thesen so dargestellt, als wären sie plausibel oder sogar begründet. Das Paradoxe hieran ist, dass False Balance oft aus dem Wunsch der Redaktionen entsteht, eben dieses Phänomen zu vermeiden. Es wird versucht, mittels in Anführungsstrichen Gegenpositionen neutrale Berichterstattung zu erzeugen. In politischen Debatten kann das auch durchaus Sinn ergeben, eine Gegenposition bzw. Alle Meinungen in der Runde zu repräsentieren. Dieses Prinzip lässt sich nur eben nicht auf Naturwissenschaften anwenden. Wenn man als Gegenposition beispielsweise den eingangs erwähnten Peter einlädt, der zwar viel Meinung mitbringt, aber wenig Sachverstand, könnte das schon zu Problemen führen. Wenn er dazu dann auch noch charismatisch genug ist, möglichst viele Menschen von seiner Position zu überzeugen, schaffte es in der Bevölkerung, Zweifel am aktuellen Stand der Wissenschaft zu erzeugen. Ein bekanntes Beispiel, wo das passiert, ist die mediale Darstellung der Klimakrise. Hierzu gab es im Jahr 2004 eine einflussreiche Studie, in der die Berichterstattung zur menschengemachten globalen Erwärmung in den Jahren 1988 bis 2002 in vier großen amerikanischen Zeitungen untersucht wurde. Hierbei konnte festgestellt werden, dass 53%, also über die Hälfte der Zeitungsberichte, in Anführungsstrichen ausgewogen waren. Die these, dass der Mensch erheblichen Anteil an der Klimaerwärmung hat, wurde annähernd mit der Gegenposition, dass der Klimawandel ausschließlich natürlichen Ursprungs sei, gleichgesetzt. Lediglich fünf und dreiig % der Zeitungsberichte betonten zwar den Anteil der Menschen an der globalen, haben aber trotzdem die Gegenthese erwähnt. 6 % gaben den wissenschaftlichen Konsens korrekt wieder, ohne die Gegenthese, dass der Klimawandel natürlichen Ursprungs sei, zu erwähnen also ein verschwindend geringer Teil aller Zeitungsartikel. Wenn man immer beide Positionen zu lesen und zu hören oder zu sehen kriegt, hat man das Gefühl, beide hätten ihre Berechtigung. Ab ca. 1990 gab es auch eine grundlegende Veränderung in der Berichterstattung zu diesem Thema. Etwa zu dieser Zeit begannen Desinformationskampagnen von der organisierten Klimaleugnerszene mit ihren verschiedenen Vertreterorganisationen. Diese brachten den Redaktionen natürlich Futter, um in Anführungsstrichen ausgewogen zu berichten. Parallel dazu ging die Presse dazu über, statt die Wissenschaft als primäre Informationsquelle zu nutzen, auf Persönlichkeiten der Politik zurückzugreifen. Das Klimathema ist besonders anfällig für false Balance. Eine Studie aus 2021 ergab nach Auswertung von mehr als wissenschaftlich begutachteten Veröffentlichungen der Vergangenheit, dass der von Menschen verursachte Klimawandel in mehr als 99 % der begutachteten Studien bestätigt wurde. Also wenn sich die Wissenschaft in diesem Punkt so einig ist, dass das bei nahezu 100 % liegt, braucht man keine Gegenposition mehr. Ist einfach so. Warum soll man dann noch jemanden einladen, der anderer Meinung ist? Wenn sich die Wissenschaft zu fast 100 % sicher ist, dass der Klimawandel menschengemacht ist, lehnt man jetzt trotzdem in eine Talkshow zwei Gäste zu diesem Thema ein, wovon der eine den aktuellen Stand der Wissenschaft repräsentiert und der andere nimmt lediglich eine extreme Außenseiterposition ein, wird dem Publikum das Gefühl vermittelt, beide Positionen wären gleichwertig und stünden vor allem gleichberechtigt nebeneinander. Diesen Effekt kann man auch bewusst ausnutzen. Das hat z.B. die Tabakindustrie gemacht, indem sie über Jahrzehnte hinweg versucht hat, die Konsequenzen des Tabakkonsums zu verharmlosen. Sie haben eine vermeintliche Kontroverse erzeugt, indem sie anfangs versucht haben, negative Berichterstattung zu ihren Produkten komplett aus den Medien herauszuhalten. Das hat aber irgendwann nicht mehr geklappt. Und als das nicht mehr geklappt hat, mussten sie sich eine neue Strategie zurechtlegen. Hier kam dann die falsche Ausgewogenheit ins Spiel. Die Tabakindustrie hat dann nämlich dafür gesorgt, dass immer auch ihre Gegenpositionen mitveröffentlicht wurden. Das ganze ging sogar so weit, dass sie ihre Mitarbeitenden zu wissenschaftlichen Treffen zum Thema Tabakkonsum und Krebs geschickt haben. Wann immer Studien angekündigt wurden, hat die Tabakindustrie selbst Studien mit Gegenpositionen angekündigt. Schon Mitte der ER Jahre haben die sich regelmäßig beschwert, wenn irgendwo über die Folgen des Rauchens berichtet wurde, ohne deren Gegenposition darzustellen. Die Praxis wurde im Laufe der Jahrzehnte immer weiter verfeinert, bis Ende der er Jahre der Tabakkonzern Philip Morris das sogenannte Media Fairness Program entwickelt hat. Ein Frühwarnsystem, das die Zeit zwischen veröffentlichter Studie zu den Folgen von Tabakkonsum und veröffentlichter Gegenposition reduzieren sollte. 1997 hatte dieses Programm ein Budget von US Dollar. Für false Balance gibt es auch noch zahlreiche weitere Themenbeispiele, aber belassen wir es jetzt erstmal dabei. Lieber möchte ich euch erzählen, welche Gefahren davon ausgehen. Es führt nämlich dazu, das irrelevante, überholte oder ganz einfach falsche Position einen Wert erhalten, der ihnen nicht zusteht. Problematisch ist das Ganze dann, wenn dadurch relevante Inhalte untergehen. In der Folge kann das dann zu Vertrauensverlust in echte Fachleute führen. Aussagen ha, da sagt ja jeder was anderes. Oder zwei Experten, drei Meinungen wa hahaha, das habt ihr sicherlich alle schon mal so oder so ähnlich gehört. Auch eine Verunsicherung in Bezug auf die Funktionsweise wissenschaftlicher Forschung kann eine Folge sein. Es ist nämlich durchaus möglich, dass die Erkenntnisse zum Zeitpunkt x nicht mehr denen zum Zeitpunkt y entsprechen. Das ist in der Wissenschaft ein ganz normaler Prozess, dass bekannte Forschungsergebnisse widerlegt werden und es dazu wiederum zu neuen Erkenntnissen kommt. Ähnlich wie in der letzten Episode zum Dunning kruger Effekt, wo neuere Studien gezeigt haben, dass der Effekt auch mit zufälligen Daten erzeugt werden kann. Wenn man das aber nicht weiß und dann noch zusätzlich durch haltlose Behauptungen und Populismus verunsichert wird, kann das letztendlich dazu führen, dass wichtige Maßnahmen in der Bevölkerung auf Widerstand stoßen. Die Thesen, die da teilweise aufgestellt werden, sind in Wirklichkeit so absurd, dass sich die Fachleute auf den jeweiligen Gebieten gar nicht damit auseinandersetzen. Es wäre für sie schlichtweg einfach Verschwendung von Lebenszeit. Was kann man jetzt tun, um sich davor zu schützen? Naja, in erster Linie sind Medienschaffende in der Verantwortung, false balance zu verhindern. Grundsätzlich ist eine ausgewogene Berichterstattung wichtig und richtig. Man sollte dabei nur penibel darauf achten, dass man nicht logischen Denkfehlern oder Desinformationen zum Opfer fällt. Zweitausendein wenn man Gäste für eine Sendung auswählt oder eine Doku schneidet, müssen Falschaussagen zwingend und unmissverständlich als solche gekennzeichnet und erläutert werden. Zum Thema Klimakrise hat die BBC z.B. eine klare Richtlinie verfasst, die ich euch hier nicht vorenthalten möchte. Um Unparteilichkeit zu erreichen, muss man keine absoluten Leugner des Klimawandels in die BBC Berichterstattung einbeziehen. So wie man auch niemanden braucht, der bestreitet, dass Manchester United letzten Samstag gewonnen hat. Der Schiedsrichter hat gesprochen. Zitat Ende. Das reicht der BBC aber noch nicht. Sie gehen sogar noch einen Schritt weiter und bieten Seminare für Mitarbeitende an, in denen wissenschaftliche und journalistische Hintergründe zur Klimakrise vermittelt werden. Obwohl es wünschenswert wäre, gibt es solche klaren Richtlinien leider noch nicht in Deutschland. In einer perfekten Welt gibt es natürlich Menschen, die auf jedem Gebiet bestens informiert sind und Fachleute sind und alles darüber wissen. Leider ist das nicht so und auch Journalist innen können nicht alles wissen. Trotzdem hat man aber eine Sorgfaltspflicht, vermeintliche Fachleute und ihren jeweiligen Stand in der Wissenschaft einzuordnen. Wenn Falschaussagen während der Sendung richtiggestellt werden, kann False balancing sogar einen Mehrwert haben. Und zwar dann, wenn eine Falschinformation in der Bevölkerung verbreitet ist. Stellt man dann diese Info als offensichtlich falsch dar, erreicht man eventuell den einen oder die andere. Aber auch außerhalb des medialen Bereichs muss man sich dieses Phänomen bewusst machen. Es gibt nämlich noch weitere, ja ich sag mal Fehler, denen man zum Opfer fallen kann. Einer davon ist der sogenannte Confirmation Bias, also der Bestätigungsfehler. Der besagt quasi, wenn ich etwas glauben will, vertraue ich auch eher den vermeintlichen Fachleuten, die meine Meinung sowieso schon vertreten. Richtig blöd wird es dann, wenn man selbst noch mithilft, diese Falschinformationen zu verbreiten. Also man muss sich schon selbst immer wieder hinterfragen und seiner eigenen kognitiven Verzerrung bewusst sein. So hat man eine gute Chance, false Balance zu entlarven. Mir wurde hierzu kürzlich ein Instagram Post in die Timeline gespült. Zu sehen war ein kurzer Zusammenschnitt aus der Talkshow von Markus Lanz vom 25. Mai. 2023, also von letztem Jahr. Zu sehen ist Frau Dr. Melanie Ahrmann. Sie ist Journalistin und Juristin und entlarvt erstklassig das Phänomen anhand der Sendung, in der sie gerade sitzt. Das Thema ist der bereits erwähnte Klimawandel. Neben Markus Lanz sind noch zwei weitere Gäste im Studio. Zum einen Professor Dr. Mojib Latif, den Lanz als Meteorologen, Ozeanographen, Professor für Ozeanforschung, Präsident des deutschen Club of Rome, als eine der wichtigsten Stimmen der deutschen Klimaforschung und als einen Mann, der zu dem Thema seit Jahrzehnten forscht, vorstellt. Zum anderen ist mit im Studio Steffen Cottret, den Lanz als in Anführungsstrichen die andere Position, gelernten Elektromonteur, studiertem Wirtschaftsingenieur und energiepolitischen Sprecher der AfD vorstellt. Lanz fügt dann noch hinzu, dass es interessant findet, dass Cotré nicht abstreitet, dass sich unser Klima spürbar verändert. Er bestreite jedoch, dass wir Menschen etwas damit zu tun haben. Und es ist einfach köstlich, wie Frau Dr. Melanie Amann diese Konstellation entlarvt. Schaut euch das gerne selbst einmal an. Den Post und die ganze Folge habe ich euch unten verlinkt. Ja, damit sind wir auch wieder am Ende dieser Episode. Ich hoffe, euch hat es gefallen. Ich habe übrigens auch einen Instagram und TikTok Account, wo ihr mich gerne besuchen könnt. Tatsächlich habe ich auch ein Facebook Profil erstellt, allerdings ist das gestern gesperrt worden und ich hoffe jetzt auf eine Freischaltung. Ich kam dem System wohl nicht so vor, als wäre ich ein echter Mensch. Also sollte ich da bald dauerhaft gesperrt sein, lasse ich es einfach bleiben mit Facebook. Hallo noch mal, David hier aus dem Schnitt. Tatsächlich ist mein Account jetzt dauerhaft gesperrt und ich lasse es jetzt erstmal sein mit Facebook. Vielleicht überlege ich mir später nochmal einen neuen Versuch, da zu starten. Ansonsten folgt mir gerne auf Instagram oder TikTok, lasst mir einen netten Kommentar da und empfehlt mich einfach weiter. Naja, jetzt kommen wir noch zum Rest der Folge. Bis gleich zum Abschluss. Lasst mich gerne wissen, welche Themen euch interessieren. Vielleicht mache ich was dazu. Und wie immer, teilt diese Folge mit allen, die ihr kennt. Bewertet meinen Podcast, wo ihr könnt und bleibt neugierig.