Sand ins Hirn

Episode 6 | Streisand-Effekt

David Season 1 Episode 6

Stell dir vor, du willst etwas geheim halten und versuchst es mit aller Macht zu unterdrücken. Was passiert? Genau das Gegenteil! In dieser Folge erzähle ich dir, wie aus einem kleinen Geheimnis ganz schnell ein riesiges Thema wird. Und nein, ich habe kein eigenes Haus am Meer versteckt! Aber ich habe ein paar spannende Beispiele, die zeigen, wie der sogenannte Streisand-Effekt funktioniert.

Quellen:
https://www.reputativ.com/wiki/streisand-effekt/

https://blog.hubspot.de/marketing/streisand-effekt

https://www.datenschutz.org/streisand-effekt/

https://de.wikipedia.org/wiki/Barbra_Streisand

https://www.youtube.com/watch?v=7n9iy5DwTm8

https://de.wikipedia.org/wiki/Pegizei

Bildquelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Barbra_Streisand#/media/File:Barbra_Streisand_-_1966.jpg

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>> David:

Wir befinden uns am Ende des Jahres 2002. In Europa wird ungefähr seit einem Jahr mit der brandneuen Währung Euro gezahlt. Am anderen Ende der Welt, genauer gesagt im US amerikanischen Malibu, Kalifornien, möchte die Sängerin und Schauspielerin Barbara Streisand ihre Ruhe genießen und sich vor der Aufmerksamkeit rund um ihre Person verstecken. Hierfür hat sie sich extra ein abgelegenes Anwesen an der Küste gekauft. Sie ist also bei sich zu Hause und loggt sich ins Internet ein. Was sie dabei nach einer Weile entdeckt, kann sie nicht fassen. Sie findet etliche Luftaufnahmen von der Küste, an der sie lebt. Sie ist geschockt und sucht fieberhaft nach ihrem Haus. Und tatsächlich, da ist es. Dabei sollte das doch ein Geheimnis bleiben. Das kann und will sie nicht akzeptieren, dagegen muss man vorgehen. Sie greift also zum Hörer ihres Telefons und ruft ihren Anwalt an, ohne dabei auch nur entfernt zu erahnen, was sie damit lostreten wird. Sand ins Hirn der Podcast um leeren Platz in deinem Kopf zu füllen triviales Wissen präsentiert von David und damit herzlich willkommen zurück zu eurem angehenden Lieblingspodcast Sand ins Hirn. Ja, Spaß beiseite. Ich freue mich, dass ihr wieder dabei seid. Heute geht es also um Barbara Streisand, beziehungsweise eher um den nach ihr benannten Effekt. Deshalb möchte ich wenigstens einmal kurz etwas zu ihr sagen. Viele kennen Barbara heute vermutlich nur noch wegen des Songs von Dark Source, dessen einziger Text Barbra Streisand, gefolgt von der Melodie eines Bonnie M. Songs ist. Zweitausendein. Sie wurde jedenfalls 1942 geboren, also ist jetzt auch schon etwas älter und war bereits Ende der er Jahre prominent. Bekanntheit erlangte sie direkt mit ihrer ersten Filmrolle in Funny Girl, wofür sie den Oscar für die beste weibliche Hauptdarstellerin bekommen hat. Also ihr merkt, ihre Karriere ging steil nach oben und wie eingangs erwähnt, wollte sie sich auf ihrem Anwesen in Malibu ein bisschen vor der Öffentlichkeit verbergen und vor allem ihr Anwesenheit und vor allem ihr Anwesen geheim halten. Nicht ihre Anwesenheit. Diese Rechnung hat sie allerdings ohne den Fotografen Kenneth Adelman gemacht. Der hat nämlich aus einem Helikopter, heute würde man für sowas wahrscheinlich eher eine Drohne nehmen, zahlreiche Luftaufnahmen der Küstenlinie Kaliforniens gemacht. Hierbei war es das Ziel, die gesamte Küstenlinie fotografisch festzuhalten. Die Fotos wurden aber nicht aus Spaß gemacht. Hintergrund war es, die Küstenerosionen zu dokumentieren, also die Veränderung der Küste durch Abtragung von Gestein und Festland. Das Projekt trug den Namen California Coastal Records Project. Dieses Vorhaben führte dazu, dass bis Ende 2002 mehr als Bilder entstanden sind. All diese Fotos wurden kostenlos auf der Website des Projekts veröffentlicht. Eins dieser Fotos zeigt zeigte eben auch Barbaras Anwesen. Natürlich gab es auf diesem Foto keinen Hinweis, dass es sich dabei um ihr Anwesen handelt. Da sie ihren Wohnort weitestgehend geheim gehalten hat, hätte vermutlich kaum jemand erkannt, dass es ihr Haus ist. Trotzdem hat sie dagegen geklagt und wollte die Verbreitung des Fotos stoppen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde das Foto nur sechsmal heruntergeladen, wovon Barbaras Anwälte mindestens für zwei der Downloads selbst verantwortlich waren. Weil die Medien sich natürlich auf solche Infos stürzen, berichteten sie über den Fall und das Foto verbreitete sich rasant. Also statt ihren Wohnort geheim zu halten, erreichte sie mit ihrer Klage das genaue Gegenteil und machte diese Infos ja einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Anstelle von ein paar Forschenden, die sich tatsächlich für die Erosion an der Küste und nicht für die Anwesen, die dort gebaut wurden, interessierten, wussten plötzlich sehr viele Menschen über den Standort Bescheid. Aber was steckt jetzt hinter diesem Effekt? Im Grunde handelt es sich hier schlichtweg um umgekehrte Psychologie. Dinge, die geheim sind und es auch bleiben sollen, erscheinen alleine dadurch schon besonders spannend und interessant. Das sieht man bereits im Kindesalter. Ist ein Kind der Hüter eines Geheimnisses, wird es plötzlich zum Mittelpunkt der gesamten Aufmerksamkeit. Social Media beschleunigt das Ganze natürlich nochmal. Wenn heute der Barbra Streisand Effekt greift, ist er im Vergleich zu damals einfach auf Steroiden. Anders als damals sind nämlich nicht mehr nur die Medien die Sender der Nachricht, sondern jeder und jede einzelne kann eine Nachricht selbst weiter verbreiten und damit unter Umständen tausende weitere Menschen erreichen. Ein Beispiel hierfür ist der Fall der Essener Verkehrs AG oder kurz EVAG. Die ev AG wollte nämlich den gleichnamigen Hashtag auf Twitter im Jahr 2012 verbieten lassen, um ungewollte Publicity zu vermeiden. Hieraus folgte, dass der Hashtag evag so intensiv genutzt wurde, zweitausendein, dass er zeitweise sogar auf Platz eins der meistverwendeten Hashtags in Deutschland gelandet ist. Ein weiteres Beispiel aus Deutschland ist der Blog Netzpolitik org. Im Sommer 2015 wurde nämlich durch die Generalbundesanwaltschaft gegen Netzpolitik ORG ermittelt. Der Website wurde Landesverrat vorgeworfen. Die haben nämlich einen Auszug aus einem als vertraulich eingestuften Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz veröffentlicht. Bis zu den aufgenommenen Ermittlungen, über die natürlich in den Medien berichtet wurde, war der Blog vergleichsweise unbekannt. Und auch hier wurden die Dokumente dann einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Aber auch im echten Leben, draußen an der frischen Luft ist man nicht sicher vor dem Barbara Streisand Effekt. Im Aug. 2018 nimmt ein Mitarbeiter des Landeskriminalamtes Sachsen an einer Pegida Demonstration teil. Der Mann, den ihr bestimmt alle schon mal irgendwo gesehen habt, trägt einen markanten Fischerhut oder Anglerhut in den Farben schwarz rot gold und verlangt von einem Reporter Team von Frontal, dass die Demo gefilmt hat, die Aufnahmen zu löschen. Damit hat auch er den Startschuss gegeben, in der gesamten Bundesrepublik bekannt zu werden. Tatsächlich ist hieraus sogar ein eigener Hashtag entstanden. Pegizei. Also eine Mischung aus Pegida und Polizei. Also ich möchte das einmal kurz umreißen. An diesem Tag gab es zwei Proteste und auf dem Weg vom einen zum anderen Protest hat das reporter Team die Demonstrierenden gefilmt. Hierbei wurde eben auch der Mann mit dem auffälligen Hut gefilmt, der auch unter dem Namen hutbürger Bekanntheit erlangt hat. Also er geht auf das Kamerateam zu und sagt Hören sie auf mich zu filmen, sie haben mich ins Gesicht gefilmt, das dürfen sie nicht. Frontalaufnahme. Sie haben eine Straftat begangen. Nachdem der Kameramann daraufhin entgegnet dann gehen sie doch weiter, weil der ist ja selber auf das Kamerateam zugelaufen, fordert ihn der Demo Teilnehmer auf, mit ihm zur Polizei zu gehen, die ebenfalls vor Ort war. Weil bei Demos ist ja generell immer die Polizei vor Ort. Ja, und die Polizei hat nun die Presseausweise und die Personalausweise der beteiligten Journalisten überprüft. Kurz noch mal zur Einordnung. Also nach geltendem Medienrecht dürfen Journalisten teilnehmende an öffentlichen Demonstrationen filmen. Also von dieser Regelung war auch die Nahaufnahme des Mannes abgedeckt. Und das auch insbesondere, weil er selbst nah an die Kamera herangetreten ist. Später gab es auch noch eine Debatte darüber, dass die Polizei durch ihre Kontrolle die Arbeit der Journalisten eingeschränkt und somit in das Grundrecht der Pressefreiheit eingeführt angegriffen hat. Das soll hier jetzt aber nicht weiter Thema sein. Wenn euch das weiter interessiert, könnt ihr in der Beschreibung einen YouTube Link anklicken, da ist ein kurzer Bericht zu diesem Fall verlinkt. Man merkt also, es ist recht schnell passiert, dass man dem Barbara Streisand Effekt zum Opfer fällt. Wie soll man sich denn jetzt stattdessen verhalten? Im großen Stil ist dieser Effekt natürlich eigentlich nur für Personen relevant, die in der Öffentlichkeit stehen oder eben für Unternehmen. Unternehmen wird im Fall von ungewollter Publicity jedenfalls geraten, zweitausendein nicht mit aller Verbissenheit zu versuchen, diese Nachrichten einzufangen oder gar zu verbieten. Damit riskiert man dann eher einen Shitstorm, als dass man sich damit irgendwie selbst hilft. Stattdessen wird geraten, offensiv und transparent mit eigenen Fehlern umzugehen. Klar kann sowas auch im privaten passieren. Wenn ich z.B. einer Freundin ein Geheimnis anvertraue das sie weitestgehend für sich behält, außer dass sie es halt ihrem Ehemann erzählt. Ihm ist das dann aber so egal, dass er es dann auch für sich behält und gar nicht weiter verbreitet oder sich einfach denkt, ja okay, ob ich das jetzt weiß oder nicht, ist mir auch einfach egal. Wenn ich dann aber rausbekomme, dass sie es ihm weitererzählt hat und ich sie dann in Gegenwart des Freundeskreises lautstark damit konfrontiere und mich darüber aufrege, wecke ich dementsprechend schlafende Hunde und es kriegt dann halt einfach der gesamte Freundeskreis mit. Und mein Geheimnis ist alles andere als sicher. Ja, wie sieht's aus? Kanntet ihr diesen Effekt schon? Oder anders, kanntet ihr überhaupt noch Barbara Streisand? Ich meine, ihr letzter Film ist eine Komödie aus 2012 und heißt unterwegs mit Mom. Ich hab jedenfalls noch nie was davon gehört. Was jetzt natürlich auch nichts heißen muss, dass der Film irgendwie schlecht ist oder unbekannt ist oder nicht erfolgreich war. Ich bin einfach für mich war der einfach unbekannt. Am Ende der Episode versuche ich es heute mal ganz im Sinne des Barbra Streisand Effekts etwas anders. Also lasst mich auf keinen Fall wissen, welche Themen euch interessieren. Folgt mir bitte nicht auf Social media, teilt diese Folge auch nicht mit allen, die ihr kennt. Bewertet meinen Podcast auf keinen Fall, wo ihr könnt und bleibt ebenso wenig neugierig.

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